Autor Thema:  Spalten mit Sekundenkleber auffüllen  (Gelesen 6873 mal)

0 Mitglieder und 3 Gäste betrachten dieses Thema.

Offline Kleinalrik

  • Captain
  • *****
  • Beiträge: 2997
    • Blankes Blech
Spalten mit Sekundenkleber auffüllen
« am: 27. Juli 2015, 01:29:30 »
Was wären die Brothers ohne das Glue?

Ich habe aus meinem Cobra-Bau http://www.phoxim.de/forum/index.php?topic=5097.0 noch die kleine Herausforderung offen, dass durch einen Fehler ein größerer und einige kleinere Spalten zu überbrücken sind, und ich auch noch gar nicht weiß, wie das Material auf Sekundenkleber reagiert.



Immerhin ein Spalt von 2,5mm! Allgemein bekannt dürfte hier sein, dass ab einem Spalt von 0,5mm CA nicht mehr oder nur sehr langsam aushärtet und einen Katalysator benötigt, um in dickeren Schichten aushärten zu können.


Da ich nicht (mehr) am Modell experimentieren möchte, und ein Testaufbau mit Materialresten kein großes Ding ist, habe ich zwei Testversuche gemacht. Und bei der Gelegenheit gleich ein paar Fotos gemacht. Und dann kann ich ja auch gleich berichten, wie es lief.

Der Spalt verbindet zwei Platten, die leicht angewinkelt zueinander stehen, so ca. 12° beträgt der Winkel.
Die Platten sind mit Malerkrepp auf Winkel fixiert. Der Spalt ist von der Unterseite mit Malerkrepp abgedichtet, sodass das CA von oben eingefüllt werden kann. Das Malerkrepp hat keine besonderen Eigenschaften, es war einfach nur billig.

Sowas muss ich nicht mit Fotos dokumentieren, dass kann man sich vorstellen, gelle?

Ich habe zwei solcher Plattenkonstrukte vorbereitet, um zwei Varianten auszuprobieren.

In der ersten Variante wird sog. Aktivator zum Aufsprühen verwendet. Ich habe eine Sprühdose von Yuki Model ergattert. Die Klebekante ist durch komplettes Durchschneiden sehr glatt.

In der zweiten Variante wird Haushalts übliches Backpulver verwendet.
Die Klebekante ist durch Anritzen und Abbrechen sehr grob.


1. Sprühaktivator

Vorgehensweise

Zunächst habe ich den Spalt mit dem Aktivator voreingesprüht und diesen ausdunsten lassen. Dann dick eine Schicht CA aus der Dosierdüse durch den Spalt gezogen. Der wässrigdünne Klebstoff ließ sich sauber applizieren und blieb - durch die Spaltenwände begrenzt - an Ort und Stelle. Einiges sickerte durch undichte Stellen und an den Spalt-Enden wieder raus. Da das CA allein durch die Vorbehandlung nicht aushärtete - wie ich auch gar nicht erwartete - nochmal Aktivator drübergesprüht. Ich musste Geduld aufbringen, denn das CA härtete nicht sofort durch, sondern erst nach so ca. 5 - 10 Sekunden. Auch nässte der Aktivator stark auf dem Modell. Das heißt, die kleinen Sprühtröpfchen sammelten sich sehr schnell zu großen Tropfen, die anschließend mit einem Papiertuch aufgenommen werden  mussten. Ich erwähne das, weil ich mir auf den Spacedays 2014 einen Aktivator von Krokohunter auslieh, der relativ "trocken" sprühte und das CA quasi spontan aushärten ließ.

Das Auffüllen war in einem Gang nicht getan, sondern musste noch zwei Mal wiederholt werden, also insgesamt drei Durchgänge.


2. Backpulver


Vorgehensweise

Das Backpulver wurde aufgestreut und mit einem Plastikkärtchen verteilt, zusammengekehrt und in den Spalt geschoben. Man musste da schon die Fertigkeit eines Charlie Sheen aufbringen, um es endlich zufriedenstellend verteilt zu haben.
Es besteht keine Notwendigkeit, das Pulver im Spalt festzudrücken. Es hat nur katalysierende Eigenschaften, nicht tragende. Und dazu muss es nicht sonderlich dicht im Spalt sein, sondern halt nur Kontakt zum CA haben.

Das Applizieren war problematischer. Da der Spalt bereits bis oben mit Pulver aufgefüllt war, sank das CA nicht so schnell in den Spalt ein. Es lief links und rechts aus dem Spalt heraus und musste mit dem Papiertuch aufgenommen werden. Durch Oberflächenspannung des CA wurden einzelne Klümpchen Pulver aus dem Spalt herausgezogen und erhärteten Oberhalb der Spaltoberkante.

Immerhin, der Spalt war in einem Durchgang erledigt und das CA schien schneller auszuhärten.


Das Ergebnis:

Mit dem Aktivator härtet das CA relativ klar mit einer verhältnismäßig sauberen Oberfläche aus.Die Ausfüllung ist vollständig von oben bis unten. Das Bild zeigt die Unterseite. Durch das Malerkrepp hindurchgelaufenes CA ist zu erkennen.




Mit Backpulver härtet das CA milchig aus. Die Oberfläche ist unregelmäßiger. Interessant ist, dass das CA nicht durch Kapillarkraft bis unten durchgesickert ist und sich an der Unterkante noch pulverförmiges Backpulver befand.




Ich habe dieses dann von der Unterseite her nochmal mit CA überzogen, da man die Unterseite ohnehin nicht sieht.

Hier nochmal im direkten Vergleich aus verschiedenen Winkeln und Beleuchtungswinkeln.









Hier nochmal die Innenseiten, die Backpulvervariante nach dem zweiten Überzug mit CA:




Mechanische Eigenschaften:

Die gewinkelten Platten habe ich mit den Händen gebogen, um die Klebestelle aus hartem CA zum Brechen zu bringen... was bei beiden nicht geschah. Ich habe deutlich mehr Kraft aufgewendet, als dem Modell später zugemutet werden soll, und die Platten selbst begannen sich zu verbiegen. Aber das CA hält bombenfest. Das war eine Überraschung.

Mit einem Blick durch ein Yps-Taschenmikroskop erkennt man, dass das Material ein porös geschäumter Kunststoff ist. An der Seite oben links kann man die glattere - aber immernoch poröse - Schnittkante erkennen, da drunter die grobe Bruchkante.



Da hat das dünnflüssige CA natürlich reichlich Kavitäten zum Eindringen.


Fazit

Beide Techniken sind vom Aufand vertretbar, und die Haltbarkeit ist bei beiden unzweifelhaft hervorragend. Die Arbeit mit dem Aktivator ist - trotz dreimaliger Anwendung - bequemer und das Ergebnis etwas sauberer.

Ich denke, ich werde es am Modell komplett mit dem Aktivator versuchen.

"Ey, das Dingen iss massiv, oder?" Kleinalrik - Iron Modeller 2014, Darmstadt

Offline Sheriff

  • Moderator
  • Captain
  • *
  • Beiträge: 3806
Re:Spalten mit Sekundenkleber auffüllen
« Antwort #1 am: 27. Juli 2015, 01:47:12 »
Danke dir für den ausführlichen Testbericht  :thumbup: auch wenn ich wohl keine der Varianten je anwenden werde. (Ich hasse Sekundenkleber! Klebt wo er nicht soll und man kann ihn nicht von der Fingerkuppe abrubbeln  :angry0:  ;) )

Für gröbere Spalte nehme ich Holzleim.
In deinem Beispiel: beide Teile mit starkem Draht verstiften, unten abdichten und dann in zwei Schichten von oben den Leim einfließen lassen. Das dauert zwar etwas länger, aber das hat sich bei mir bewährt.
Gruß, René 

Offline Callamon

  • The Baseman
  • Administrator
  • Commodore
  • ****
  • Beiträge: 4672
    • Web-Portfolio
Re:Spalten mit Sekundenkleber auffüllen
« Antwort #2 am: 27. Juli 2015, 08:44:02 »
CA wird mit der Zeit spröde - was kurz nach der Verklebung hält kann nach einigen Monaten brechen wie Glas.

Ich würde für solch einen großen Spalt Aves Apoxy Paste nehmen. Hält garantiert auch noch Jahre später, ist sauber auftragbar und mit Wasser glättbar.
---
Gruß aus MG und "Just glue it"
Callamon

Offline Kleinalrik

  • Captain
  • *****
  • Beiträge: 2997
    • Blankes Blech
Re:Spalten mit Sekundenkleber auffüllen
« Antwort #3 am: 27. Juli 2015, 09:21:58 »
Danke für diesen Hinweis.
"Ey, das Dingen iss massiv, oder?" Kleinalrik - Iron Modeller 2014, Darmstadt

Offline propdoc

  • IRON MODELER CHAMPION 2014
  • Fach-Moderator
  • Captain
  • *
  • Beiträge: 3862
Re:Spalten mit Sekundenkleber auffüllen
« Antwort #4 am: 27. Juli 2015, 12:30:22 »
Was Marco sagt :thumbup:
Cheers! Thomas

Offline Kleinalrik

  • Captain
  • *****
  • Beiträge: 2997
    • Blankes Blech
Re:Spalten mit Sekundenkleber auffüllen
« Antwort #5 am: 27. Juli 2015, 22:19:22 »
Update:

Auch das fand ich jetzt interessant. Nun wollte ich doch mal eben schauen, wie weit man denn nun gehen muss, um die Verbindung doch aufzubrechen.
Zu meiner Verwunderung brach die Verbindung mit deutlich weniger Kraftaufwand als gestern. Die Bruchstelle war auch nicht - oder nur teilweise - im CA, sondern dicht am CA aber im Sheet. Das Material fühlt sich nahe am CA auch härter und spröser an.
Da haben wohl die Ausdünstungen des CA etwas im Material bewirkt.
"Ey, das Dingen iss massiv, oder?" Kleinalrik - Iron Modeller 2014, Darmstadt