Als Kind war ich verrückt nach Dinosauriern und habe zu meinen unzähligen Plastiksauriern einen Dino (irgendeinen Sauropoden, nicht näher spezifiziert) aus Plastilin gebaut. Wie ich den vor einigen Monaten betrachtet habe hab gedacht, das müsste ich doch jetzt besser hinkriegen. Als Versuchsobjekt hab ich Puertasaurus reuili gewählt, einen Sauropoden, der gegen Ende der Kreidezeit in Patagonien unterwegs war. Er ist nur von 4 Wirbeln bekannt, aber die verraten einiges die immense Größe, die das Vieh gehabt haben muss. Geschätzte Länge 35-40m, das Gewicht ist stark umstritten, und nach den Brustwirbeln zu schließen muss er einen extrem breiten Brustkorb gehabt haben, bis zu 7m breit, was ihn zu einem der schwersten Saurier macht. Das Größenverhältnis zu anderen "Riesen" wird später aus den Fotos ersichtlich.
Als Vorlage hab ich die
Rekonstruktion von Nima Sassani ("Paleoking") verwendet; wie realistisch die ist, ist schwer zu sagen, da das Tier ja eben nur von 4 Wirbeln bekannt ist. Ich muss zugeben, dass ich vor Baubeginn nicht um seine Erlaubnis gefragt hab, ob ich seine Zeichnung als Vorlage nehmen darf; da das Modell aber nur für mich ist und nicht abgegossen wird, ist es aber egal. Wie ich fertig war hab ich zweimal versucht, ihn per Email zu erreichen, er hat aber nie zurückgeschrieben.
Als angehender Techniker bin ich den Bau technisch angegangen: Ich hab in die Zeichnung ein "Skelett" eingezeichnet, welches ich nachher aus Metallstäben fertigen wollte. Dieses "Skelett" hab ich dann auf ein großes Blatt Papier übertragen, und zwar so skaliert, dass das fertige Modell eine Länge von 35m : 40 = 875mm haben würde (entlang der Wirbelsäule, nicht Abmessungen des Modells). Dann hab ich Metallstäbe gebogen und mit Styrolplatten und Aves Apoxy Sculpt zusammengefügt:
Um nicht das ganze Volumen mit Putty auffüllen zu müssen, hab ich mir Styroporplatten besorgt und daraus große Teile aus- und zugeschnitten. Trotzdem sind für den ganzen Saurier ca. 5lb Aves (2,27kg) draufgegangen, und mit dem Metallskelett hat das Ding ein ordentliches Gewicht. Da das rechte Vorderbein angehoben ist, hab ich versucht, den Schwerpunkt nach links hinten zu verlagern: Alle Beine bis auf das links hinten sind hohl, im linken hinteren Oberschenkel sind mehrere Stücke Gewindestange aus Stahl eingelagert, der Hals ist großteils aus Styropor und der Schwanz aus massivem Aves. Trotzdem ist es knapp, dass er nicht umfällt.
Dann einfach immer mehr Putty drumherum picken...
Außerdem hab ich auf das Papier die Konturen aus der Zeichnung übertragen, um immer wieder mit Augenmaß zu kontrollieren, dass er nirgends zu dick oder zu schlank wird.
Mit Brachiosaurus und Giganotosaurus (mit welchen beiden er nicht zusammengelebt hat):
Dann war der Kopf dran... Er ist um 4mm länger geworden als laut Zeichnung, aber egal. Viel Fingerspitzengefühl und Schleifen waren dafür notwendig.
Das fertige Grundmodell hab ich dann mit grobem Schleifpapier glattgeschliffen, weil ich erst zu spät draufgekommen bin, dass man den noch-nicht-trockenen Putty mit Wasser und Finger glätten kann. Hier sieht man auch schön, wie dick das Tierchen ist:
Danach hab ich mich an die Haut gemacht: Den Putty mit den Fingern in große, flache Scheiben drücken, auf das Modell aufbringen, fest andrücken und weiter ausweiten und Hautfalten gravieren mit Messer und diversen anderen Werkzeugen. Ich hab mich gegen Schuppen entschieden und für "Elefantenhaut". Auch die Zehen und Krallen waren noch zu modellieren, was eine ziemliche Fuzelei war. Den Kopf hab ich auch noch mit Haut überzogen. Als Augen dienten winzige Kügelchen, die in Füllfeder-Tintenpatronen als Verschluss verwendet werden.
Das Endresultat:
Mit Brachiosaurus, Camarasaurus, Diplodocus und Giraffatitan:
Und Giganotosaurus wird gleich zertrampelt:
Ich hoffe, er gefällt soweit. Bemalt wird er erst nächstes Jahr, wenn ich wieder draußen grundieren kann und ich mich für ein Farbschema entscheiden hab können.