Der Bausatz und seine Montage: Vor einiger Zeit bekam ich einen „preisgünstigen“ Patlabor IP-Bausatz von Good Smile Company/Moderoid in die Hände. Das Unternehmen hat kürzlich Formen/Bausätze für eine breite Palette von Statisten-Labors entwickelt, die in der Original-Fernsehserie und den Filmen vorkommen, glücklicherweise im eher esoterischen Maßstab 1:60 der alten Bandai-Bausätze. Dieses Sortiment umfasst u.a. auch viele zivile Labors, die früher, wenn überhaupt, nur als zweifelhafte Vinylbausätze erhältlich waren oder gescratcht werden mussten.
Das Bausatz-Duo, das ich bekam, war die Kombination aus HL-98 „Hercules“ und ASV 99 „Boxer“, zwei zivile Bau-Roboter, die in den Filmen der frühen Neunziger kurz in Nebenrollen auftreten. Ich hatte beim Kauf keine konkreten Pläne für die Bausätze, aber der
Hercules wurde schließlich eine Militärvariante der JGSDF (irgendwo hier auch gepostet).
Der verbleibende Boxer – der wie eine Designmischung aus Maximilian aus Das Schwarze Loch und einem Teddybär(?) aussieht – sollte aufgrund seines verglasten Cockpits und als etwas anderes als die vielen anderen Polizei-, Militär- oder experimentellen Arbeitsfahrzeuge ein kommerzielles/ziviles Fahrzeug bleiben.
Grundsätzlich wurde der Boxer OOB gebaut, aber wie beim Hercules zuvor hatte dies auch inhärente Gründe. Nach anfänglicher Begeisterung war ich von beiden Bausätzen enttäuscht. Während sie in der Schachtel, farbig gespritzt und mit einigen dunkelgrauen Details auf alternativen Gussrahmen (die teilweise von BEIDEN Bausätzen geteilt werden, Vorsicht, nicht wegwerfen!) gefällig und ganz knackig aussehend, offenbarten die Bausätze die Sparsamkeit der Designer. Zunächst einmal sind die Bausätze als recht einfache Steckmodelle konzipiert worden. Das ist an sich keine schlechte Sache, viele neuere Mecha-Bausätze von Bandai sind so konzipiert, um Modellbauer-Neulinge anzusprechen, die das Modell zusammenbauen, Aufkleber darauf kleben und innerhalb von 15 Minuten eine funktionsfähige Actionfigur haben können. Die Designer von Bandai haben jedoch immer noch den fortgeschrittenen Modellbauer im Sinn und bieten normalerweise einen alternativen Decal-Bogen an und einfach bessere Lösungen, die die Modelle hochwertiger machen. Der Bausatz ist z.B. in Segmente unterteilt, die separat gebaut und bemalt werden können, um dann in einem letzten Schritt zusammengebaut zu werden, z. B. dank Vinylkappen und clevereren Detaillösungen, die möglicherweise ein oder zwei Teile mehr erfordern, sich aber an anderer Stelle auszahlen.
Bei den Bausätzen von Good Smile Company fehlt dieser Gedanke völlig. Die Anzahl der Teile wurde so weit reduziert, dass einige Teile, für die normalerweise zwei Hälften erforderlich wären, mit teils riesigen „Sinklöchern“ oder nur als einzelne Teile geformt und gegossen wurden, im Fall des Boxers beispielsweise einige Gelenkteile der Arme und Beine, die zugespachtelt werden mussten. Dies wäre möglicherweise kein Problem, wenn dies unsichtbar bliebe – ist es aber nicht, und das ist wirklich enttäuschend für einen so „modernen“ und nicht wirklich billigen Bausatz!
Außerdem bietet ein Bandai-Bausatz eine separate flexible Vinylkappe in einem Gelenk, während bei den Bausätzen von Good Smile Company die Hälfte dieses Gelenks komplett aus ABS-artigem Material geformt ist, das recht weich ist und schlechte Farbe annimmt – der Spielzeugaspekt schien beim Designprozess der Formen Vorrang zu haben! Sicher, man kann mit dieser Grundlage arbeiten, aber ich fühle mich schmerzlich an die frühen IP-Roboterbausätze aus den Achtzigern erinnert, die überhaupt KEINE Vinylelemente und ein sehr umständliches, nicht gut durchdachtes Matrjoschka-Layout für Arme, Beine und Rumpf boten, sodass der Bau separater Module und deren Zusammenbau als letzter Schritt unmöglich war oder gründliche Modifikationen erforderte M. E. nicht wirklich überzeugend und die Materialstärke sowie einige Details sind eher „klobig“ und spielzeugartig.
Patlabor +++ 1:60 Shinohara Heavy Industries ASV-99 ‘Boxer’, Tokyo, 2002 (What-if/modified Good Smile Factory kit) by
Dizzyfugu, on Flickr
Patlabor +++ 1:60 Shinohara Heavy Industries ASV-99 ‘Boxer’, Tokyo, 2002 (What-if/modified Good Smile Factory kit) by
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Ich habe jedoch versucht, mein Bestes zu geben und einige kleine Modifikationen und Upgrades vorgenommen. Schön am Boxer ist das verglaste Cockpit, das sogar mit einer ordentlichen Innenausstattung daherkommt – auch wenn der Klarsichtteil, der sowohl die Cockpitfenster als auch die Suchscheinwerfer oben am Rumpf abdeckt, sehr dick und aufgrund seiner gewölbten Form verschwommen ist, sodass man keine Details erkennen kann. Um das Ganze etwas interessanter zu machen, besorgte ich mir noch eine passende Fahrerfigur – kein leichtes Unterfangen im exotischen Maßstab 1:60! Schließlich hatte ich das Glück, einen Anbieter für 3D-gedruckte Zivilfiguren in verschiedenen Maßstäben zu finden, der so nett war, eine passende Sitzfigur im exakten Maßstab des Bausatzes zu drucken. Damit diese allerdings in den Sitz passte, musste ich die Unterschenkel abschneiden und das Klarsichtteil für genügend Kopffreiheit oben ausfräsen. Aber ich denke, der Aufwand hat sich gelohnt.
Patlabor +++ 1:60 Shinohara Heavy Industries ASV-99 ‘Boxer’, Tokyo, 2002 (What-if/modified Good Smile Factory kit) by
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Patlabor +++ 1:60 Shinohara Heavy Industries ASV-99 ‘Boxer’, Tokyo, 2002 (What-if/modified Good Smile Factory kit) by
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Patlabor +++ 1:60 Shinohara Heavy Industries ASV-99 ‘Boxer’, Tokyo, 2002 (What-if/modified Good Smile Factory kit) by
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Auch die Suchscheinwerfer wurden geändert. Im Original sind sie frecht klein und haben eine runde Form, die mich so sehr an Mickey-Mouse-Ohren erinnert haben, dass sie weg mussten. Umso mehr, als ihnen meiner Meinung nach Tiefe fehlt und sie am Modell ungeschickt und klobig in den Rumpf eingegossen sind. Ich habe sie einfach abgeschnitten und stattdessen neue Suchscheinwerfer aus 1:72 AH-1-Abgasdiffusoren (Italeri AH-1W) improvisiert, jetzt größer, tiefer und mit ovaler Form, und auf Armen montiert, sodass sie vom Rumpf abstehen.
Patlabor +++ 1:60 Shinohara Heavy Industries ASV-99 ‘Boxer’, Tokyo, 2002 (What-if/modified Good Smile Factory kit) by
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Eine letzte Modifikation betrifft die Hände/Manipulatoren: OOB hat der Boxer verschiedene „Hände“ oder eher Klauen, eine mit drei und die andere mit vier „Fingern“, die im Kreis angeordnet sind. Ich frage mich wirklich, wie und was damit gegriffen werden soll? Fand ich seltsam und habe mich stattdessen für zangenartige Manipulatoren entschieden, die von einer Tabletop-Figur eines Power Loaders aus dem Film Aliens (32 mm/Maßstab 1:50, hergestellt von Prodos Games) transplantiert wurden. Sie sehen für den klobigen Boxer etwas zierlich aus, ich finde ihre Form aber viel praktischer für feines und sicheres Arbeiten, und sie sind außerdem schön detailliert.
Patlabor +++ 1:60 Shinohara Heavy Industries ASV-99 ‘Boxer’, Tokyo, 2002 (What-if/modified Good Smile Factory kit) by
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Ein wenig mehr (Lackierung und ein kleines Display) folgt bald.
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