Autor Thema: Anime & Mecha 1:100 Stonewell/Bellcom VF-1L KWS "Valkyrie", "27+85" der SVF-71 "Richthofen"  (Gelesen 1910 mal)

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Anime & Mecha 1:100 Stonewell/Bellcom VF-1L KWS "Valkyrie", "27+85" der SVF-71 "Richthofen"
« am: 30. Januar 2022, 13:59:25 »
Es ist so still in der Galerie, insofern poste ich einmal den ersten Beitrag für 2022 hier, auch wenn es eigentlich nur neue Bilder von einem älteren Modell sind - wieder einmal eine Macross-Walküre, wenn auch mit persönlicher Note. Was wäre, wenn in den frühen Achtzigern auch Deutschland der UN Spacy beigetreten wäre, und die VF-1 eingeführt hätte, z.B. beim JG 71... :0























Ein wenig Hintergrund dazu:
Das simple ARII-Modell hat schon einige Jahre auf dem Buckel, ich glaube, die habe ich 2010 gebaut. Retro-getarnte Walküren tauchen in den offiziellen Macross Quellenbüchern immer wieder auf (wie russische Su-27, USAF SEA, U.S. Navy oder Royal Navy-Derivate), und bei dieser gewissen nationalen Identität im Hinterkopf fragte ich mich, wie eine deutsche Walküre aussehen würde?

Für den Zeitrahmen der frühen 80er der TV-Serie würde der Norm '72-Splinter-Anstrich der Luftwaffe passen, oder schon der komplexe Norm '81 Anstrich von den Phantom-Abfangjäger. Da dieser aber nur schwerlich auf eine VF-1 übertragbar erschien, blieb es beim klassischen Gelboliv/Basaltgrau mit hellgrauer Unterseite und den spektakulären "Schwarze Tulpe"-Markierungen mit High-Viz-Deko, wie sie beim JG 71 in Wittmund über Jahre getragen wurde - ein historisches Erbe aus WWI, das der Geschwaderkommodore Erich Hartmann bei der NEuausfstellung der BW ein-/weitergeführt hat.

Das Modell ist eigentlich ein Bastard. Ich hatte keinen einzigen Einsitzer mehr auf Lager, also habe ich einen VF-1D-Zweisitzer mit dem Cockpit und den Flügeln eines einsitzigen Gerwalk-Bausatzes kombiniert. Dies verursachte kaum Probleme, da diese Kits fast 100% übereinstimmende 'Schnittstellen' haben. Das Gerwalk-Cockpit unterscheidet sich nur geringfügig in den Proportionen und es fehlt ein Fahrwerksfach. Die Flügel haben keine Schläge/Adapter für Waffen darunter, und die Löcher für den Schwenkmechanismus der Flügel sind etwas größer als bei den Fighter-Bausätzen.
Darüber hinaus wurde die kleine Walküre fast direkt aus der Verpackung gebaut, mit typischen kleinen Details, die dem Äußeren hinzugefügt wurden, wie einigen Antennen, plus eine Pilotenfigur und ein HUD. Um diese Walküre ein wenig von den Anime-Versionen abzuheben, habe ich ihr eine "L"-Bezeichnung gegeben (für "Luftwaffe", das einzige plausible Suffix, das ich finden konnte, das noch nicht besetzt war...). Ein selbstgebauter Laser-Spot-Tracker (ähnlich dem kleinen Pave Penny-System) wurde als Teil eines inländischen Kampfwertsteigerung-Pakets  unter der Front der Walküre montiert. Dieses Paket enthält auch subtile Details wie passive Radarsensoren (Flossen, Front, Beine) und Signalgeber (Beine). Die Flügel wurden leer belassen, um die wunderbaren Linien der VF-1 nicht zu beeinträchtigen, die Flügel schwenkbar zu bewahren und den Fokus des Bausatzes auf seiner Markierung zu halten.

Die Grundlackierung ist typisch für deutsche Jets wie die F-4F, F-104G oder Alpha Jet in der Ära 1960-80, nach der offiziellen Norm '72, welche aber auch den inoffiziellen Spitznamen "Zitronenfalter" ("Schwefelfalter") hatte. Diese wirkt durch das kantige Design bereits retro, erweist sich aber in mittleren Höhen über typisch deutscher Kulturlandschaft oder über Küstenabschnitten als sehr effektiv, auch wenn damals schon schn ell klar war, dass alles etwas zu dunkel für einen Luftkampfanstrich war.

Die authentischen Farben des Norm '72-Schemas sind RAL 6014 ("Gelboliv", ein dunkler, bräunlicher olivgrüner Ton; Humbrol's 108 oder Revell's 46 kommen dem sehr nahe), RAL 7012 ("Basaltgrau", ähnlich dem Bristish Dark Sea Grey oder FS36118 ) für oben sowie RAL 7001 für die Unterseiten ("Silbergrau", ein eigentümliches Hellgrau mit einem metallischen Schimmer). Beim kleinen Valkyrie-Bausatz habe ich mich allerdings für andere, hellere Farbtöne entschieden, da die Originaltöne ziemlich düster sind und das abgefahrene Tarnmuster eher kaschieren würden. Aus Gelboliv wurde (zunächst) das viel hellere 1711 von Testors (US Olve Drab, FS34087), und für das dunkle Basaltgrau wurde Humbrol's 27 (Matt Sea Grey) verwendet. Der RAL 7001 der Unterseiten wurde mit einer 1:1-Mischung aus Humbrols 11 und 34 (Silber und Mattweiß) simuliert.

Während die Tonwahl grundsätzlich in Ordnung war, stellte sich das Olivgrün nach dem Auftragen als viel zu hell heraus. Der Kontrast zu Humbrol's 27 war schwach, daher wäre Humbrol 108 für ein authentischeres Aussehen zu empfehlen, auch wenn Verwitterung die echten Farben stark ausbleichen würde. Aber verdammt, wir machen hier Anime! Daher habe ich es so gelassen wie es war.

Als die grundlegende Tarnung fertig war, stellte ich jedoch fest, dass etwas fehlte, um das Aussehen der Walküre abzurunden, aufgrund des geringen Kontrasts der Farben des Zitronenfalter-Schemas von oben. Als visuellen Trick habe ich einfach Vorderkanten an den Flügeln und Flossen in Humbrol 94 (Matt Brown Yellow) hinzugefügt – dieses plausible Detail klärt die Umrisse der Maschine, beeinträchtigt aber nicht den visuellen Gesamtstil. Die roten Staffelmarkierungen wurden mit Humbrol 174 (Signal Red) gemalt, einem hellen und gelblichen Rotton, der in der Nähe der trüben Tarnung fast orange herauskam. Die schwarzen Tulpenkeile wurden teilweise einem JG71-Dekorbogen einer HobbyBoss F-86 in 1:72 entnommen und teilweise schwarz handbemalt, mit weißen Dekorleisten. Ich war überrascht, wie diese kleinen Details das Gesamtbild der Maschine veränderten!
Ein leichtes Wascheing mit schwarzer Tusche, um die Oberflächengravuren hervorzuheben, und eine letzte Schicht Mattlack (mit Ausnahme der Nase, die absichtlich in Hochglanz gehalten ist, wie bei der deutschen F-4F Phantom mit dem Norm '72-Outfit) beendeten den Job. Die typisch deutschen Bortnummern in Schwarz mit weißen Umrandungen stammten aus einem Ersatzabziehbildsatz. Das abgebildete Kennzeichen 27+85 der Walküre entspricht der Nomenklatura der deutschen Luftwaffe seit 1968 (die Hartmann-Tulpen sind allerdings älter), wäre zu seiner Zeit ein TF-104G Starfighter-Trainer gewesen, aber es ist bekannt, dass auslaufende Nummern wieder verwendet werden.

 Insgesamt fiel die deutsche VF-1-Interpretation besser als erwartet aus, trotz der Design-probvleme unterwegs. Zuerst hatte ich Angst, dass sie durch das Zitronenfalter-Schema langweilig aussehen würde. Das IST zwar sehr retro, aber die auffälligen, historischen JG71-Markierungen fügen diese besondere Note und Comic-Ähnlichkeit hinzu, die das Ganze sogar ganz plausibel erscheinen lassen? Es ist erstaunlich, was man aus diesen einfachen Bausätzen machen kann, und einmal mehr Respekt und Ehrfurcht vor Kawamori Shojis zeitlosem Design.

So inspirierend, sicherlich nicht die letzte Walküre aus meiner Werkstatt, auch wenn die Bausätze langsam selten und lächerliche Preise aufgerufen werden! :laugh: