Aufgrund öffentlicher Nachfrage hier eine ultimativ-subjektive "Anleitung" zum Fotografieren von Modellen mit heimischen Mitteln. Hintergrund ist, dass man für gute Ergebnisse m. E. nicht unbedingt eine Spiegelreflexkamera oder Profilicht benötigt, auch wenn so etwas sicherlich helfen mag.
Aber da viele eher Modellbauer und keine Fotografen sind, hier einige persönliche Erfahrungen und Tipps zum Knipsen im Kleinen.
Kamera:Hier sollte es nicht unbedingt das Foto-Handy sein. Aber ich bin erstaunt, was man mit einer ordentlichen Pocket-Kamera (sei es analog oder digital) alles anstellen kann, und was die Geräte können. Ich selber benutze eine Kodak CX 7330 - ein einfaches Touristenmodell, das aber über mehrere hilfreiche Features verfügt, die die benutzte Kamera haben sollte:
- Der Blitz sollte manuell abschaltbar sein - bei Modellaufnahmen NIE blitzen
- Es sollte eine Makro-Funktion für Nahaufnahmen verfügbar sein (meist mit einem Blumesymbol dargestellt)
- Die Kamera sollte einen optischen, KEINEN digitalen Zoom haben
Eine digitale Kamera erleichtert natürlich eine spätere Bildbearbeitung, aber auch dafür braucht man dann auch eine halbwegs taugliche Software.
StativEine weiter lohnenswerte Investition ist ein
Stativ. Dies ist für die lange Belichtungszeit der Makro-Funktion fast unerlässlich. Ich selber habe mir einmal ein Telespop-Dreibein von Cullmann angeschafft - ca. EUR 15,-, die aber jeden Cent wert waren und sind, zumal man das Teil ja auch im Urlaub etc. verwenden kann. Umtriebige können sich auch mit einer 5mm-Schraube (bzw. einer abgesägten Gewindestange) und etwas Hirnschmalz ein einfaches Stativ selber bauen, es sollte nur stabil und wackelfrei stehen können.
Was sonst noch wichtig und nützlich ist, zeigt das folgende "Set" auf dem heimischen Herd:
Als Basis taugt eigentlich jede gerade Fläche mit einer ebenso geradeen und glatten Rückwand, and die man einen Hintergrund hängen kann. Auch Platz nach links und rechts ist wichtig, denn für die Inszenierung und Beleuchtung braucht man Spielraum außerhalb des Motives.
Darüber hinaus sieht man hier...
1) HintergrundlichtDer Hintergrund MUSS künstlich angeleuchtet werden, und zwar so, dass er selber zwar beleuchtet wird, aber weder das Motiv davor bestrahlt wird noch die Kamera etwas abbekommt. Man kann entweder (wie hier) von der Seite beleuchten, oder auch von oben. Hier habe ich, leider vom Aktenordner verdeckt, einen 150 Watt Baustrahler verwendet, der ein gutes, diffuses Licht abgibt. Ggf. reicht aber auch weniger - ich habe z. B. auch schon von oben mit einer 50 Watt Halogen-Leselampe gute Ergebnisse erzielt - es hängt stark vom Gesmatlicht im Raum und auch von der Kontraststärke des Hintegrundes ab.
2) HintergrundmotivIch verwende als Hintergründe gerne DIN A3-Ausdrucke von Landschaftsbildern, teilweise auch Scans aus Büchern oder gar Stills aus Filmen, je nachdem, was passt und was in annhembarer Auflösung greifbar ist.
Man sollte bei der Größe des Hintegrundes m. E. nicht sparen, denn etwas Abstand zwischen Motiv und Hintergrund ist unerlässlich und kann auch für eine gewisse Tiefenwirkung (Unschärfe) gewünscht sein. Und je weiter Motiv und Hintergrund voneinander stehen/hängen, desto weniger Fläche füllt der Hintergrund auf der Aufnahme... das wird schnell sehr eng!
Alternativ kann man auch zur einfarbigen Tonpappe greifen - entweder senkrecht an der Wand, oder zur Grundfläche ausgerundet und gleichmäßig ausgeleuchtet. Dies gibt sehr schöne neutrale Aufnahmen, oder gute Effekte auf Schwarz (siehe auch weitere Bilder unten).
3) Reflektor und BlendenEin sehr nützliches Hilfsmittel, um eine zu harte Beleuchtung zu vermeiden und indirektes Gegenlicht zu erzeugen - etwa, um schattige Bereiche durch direketes Licht (hier vom Haupt-Objektscheinwerfer #5) aufzuhellen und eine weichere Stimmung zu schaffen. Ich verwende hier einfache weiße Pappe, die auf einen Holzrahmen geklebt wurde, um das ganze zu stabilisieren.
Man kann diesen Reflektor auch benutzen, um das Objet grundsätzlich indirekt zu beleuchten, oder man kann ihn auch als Blende (politisch unkorrekt "Neger" genannt) zu verwenden, um z. B. Licht vom Hintergrund oder von der Kamera abzuschirmen.
Solche Blenden sind auf jeden Fall einzusetzen, um das Licht auf dem Hintergrund einzudämmen und vom Objekt fernzuhalten. AUch kann die Kamera durch Streulicht von der Seite irritiert werden - immer dafür sorgen, dass direkte Lichtquellen nie vom Kameraobejktiv zu sehen sind!
Aktendeckel haben sich hier als sehr brauchbar erweisen, weil sie stabil stehen können und auch als Scheinwerferträger taugen (siehe Bild).
4) StativWie bereits oben erwähnt, ein sehr handliches Teleskop-Dreibein von Cullmann, das sich stufenlos in allen drei Dimensionen verstellen und arretieren lässt.
5) Haupt-ObjektscheinwerferNeben dem Hintergrund muss auch das Objekt künstlich beleuchtet werden. Man kann Tageslicht-Leuchten aus dem Fotobedarf verwenden, ich habe gute Erfahrungen mit Halogen-Reflektor-Birnen gemacht - in diesem Falle 50 Watt in einer Klemmleuchte.
Man sollte unbedingt darauf achten, dass das Licht aus derselben Richtung wie auch auf dem Hintergrund kommt - passt das nicht zusammen, wird es unfreiwillig komisch!
Normalerweise reicht eine Hauptlichtquelle, und je nach Motiv muss man auch mit der Richtung experimentieren. Manchmal können aber weitere Quellen notwendig sein, etwa von oben, um das Motiv gut sichtbar zu machen und allzu krasse Schattenwürfe zu vermeiden. Auch der Einsatz eines Reflektors kann helfen, indem das gerichtete Licht einfach von der anderne Seite zurück geworfen wird.
6) Zusatzlicht In diesem Falle eine kleine 20 Watt Halogen-Leselampe, die notwendig war, um das Motiv zusätzlich direkt von oben anzuleuchten, weil der flache Einfallswinkel des Hauptscheinwerfers viele Details "oben" nicht erfasst hatte. Dies kann aber durchaus eine stärkere Lichtquelle sein - auch hier gilt: ausprobieren, wie es auf dem Bild wirkt!
Insgesamt besteht meine Lichtausrüstung aus:
2x 150 Watt Strahlern
2x 50 Watt Halogen-Spots (Klemmleuchten)
1x 50 Watt Halogen-Leseleuchte mit diffusem, ungerichteten Licht
1x 20 Watt Detaillicht (Leselampe mit eher diffusem Licht)
Aus den fertigen Bildern lässt sich per Software auch noch einiges herausholen und auch verbessern. Aber eine gute Basis im Sinne einer ausgewogenen Bildkomposition und einer gleichmäßigen, konsistenten Beleuchtung sind unumgänglich.
Hier noch ein paar Bilder, die mit der o.g. Methode entstanden sind:
Die Macross-Walküre vom Set
Eine umgebaute Dorvack-PA, vor Hintergrund und in einem improvisierten Diorama:
Noch eine Umbau-Walküre, diesmal aber in Battroid-Form auf/vor Schwarz - auf dem blanken Cerran-Herd aufgenommen, mit vertikaler (und gut "abgenegerter") schwarzer Tonpappe als Hintergrund, nur Licht auch dem Modell:
Eine Deunan Knute in 1:8, ebenfalls vor Schwarz
Ich hoffe, dies hilft allgemein weiter - ich finde es auf jeden Fall sehr spannend, fertige Modelle in Szene zu setzen und zu Fotografieren. Es hat mirt eine ganz neue Facette des Modellbaus eröffnet, und gute Bilder zu machen ist wriklich nicht schwer!