Intermezzo 2020
Im Frühjahr, je nach Wetterlage, meist im April, ist bei mir Hausputz angesagt.
Zwischendurch werden natürlich auch Pausen eingelegt.
Man setzt sich ins Wohnzimmer, integriert sich nen Kaffee und kurbelt sich nen Kippchen.
Auf dem Wohnzimmertisch liegen derweil die ganzen gefundenen Grabbels und Grebbelinos,
die dort zum späteren einsortieren in die jeweiligen Grabbelkisten abgelegt wurden.
Unter anderem auch ein Vintage Potiknob, vermutlich noch aus Bakelit, um den ich irgendwann mal ne Steampunkmäßige E-Gitarre schnitzen wollte.
Dieser Regulator, so wie er da lag, erinnerte mich doch in seiner unverwechselbaren Oberflächenoptik sehr stark an das hiesige Projekt,
das wegen dem Frühjahrsputz auf Eis lag. Ich spielte also ein wenig mit diesem Teil zwischen meinen Fingern rum,
schnappte mir wie automatisiert den Deckel einer Discounter Gewürzmühle (die ihr Leben schon lange ausgehaucht hatte)
und ebenfalls auf seine Wiederauferstehung als Bauteil wie z.B. eine Radarantenne, Satellitenschüssel oder was auch immer ... wartete,
fügte die beiden Teile mit den Fingern zusammen und schon hielt ich sowas wie eine Miniaturausgabe des Raumkreuzers von der Venus in Händen,
das der olle Schorsch Adamski 1953 auf einem Foto festhielt, als er eine modifizierte Radkappe in die Luft warf und die Welt zum Narren hielt.
Jener welcher Potiknob hatte auf der Rückseite über fünf achtel des Durchmessers eine Art Kragen, die vermutlich ursprünglich als Anschlag innerhalb eines Elektrogerätes
diente und verhinderte, das der Deckel - der nun zum Boden wurde - bündig darunter passte. Nun hatte der Hausputz Pause, der Dreck läuft ja nicht weg ...
Da meine Werkstatt praktischerweise direkt gegenüber des Wohnzimmers lag, besorgte ich mir die nötigen Werkzeuge, goß mir noch nen Kaffee ein
und machte mich daran, den nun überflüssig gewordenen Kragen zu entfernen. Das mußte nicht all zu sauber erledigt werden, da der Boden das ganze ja verdecken würde.
Natürlich braucht so eine fliegende Untertasse, allein schon aus aerodynamischen Gesichtspunkten, oben und unten eine Kuppel, um ungünstige Luftverwirbelungen zu minieren.
Dazu wurde auf dem Deckel, der ja nun zum Boden degradiert wurde, mittig eine Bohrung angebracht.
Damit die Mitte auch tatsächlich in der Mitte mittig sitzt, ermittelte ich die mittige Mitte mittels Kreisschablone, Lineal und Finelinegraphitstift.
Anschließend wurde der ermittelte Mittelpunkt angestochen und eine 3 mm Bohrung gesetzt.
Als Kuppeln boten sich zwei ebenfalls auf dem Wohnzimmertisch liegenden Abdeckkappen für Spanplattenmöbelschraubenköpfe an,
die auf der Rückseite einen hervorstehenden quadratischen 2,8 mm Vierkant hatten, der über die Spitzen 3,2 mm maß,
geradezu ideal für eine 3mm Bohrung gemacht war und quasi saugend ohne Klebstoffe in die Öffnungen passte.
Ist schon praktisch, so ein Wohnzimmertisch wo alles rumliegt was der Mensch braucht ...
Dann wurde das Unterteil mit dem Oberteil sekundenschnell verklebt und durfte sich ein wenig ausruhen.
Ich hab mir dann ein Päusken gegönnt und erstmal eine geraucht.
Nachdem die ersehnte Sekunde erreicht war, wo der Kleber klebt, machte ich mir Gedanken über ein Landegestell,
damit das Ufolein auch stehen kann und nicht nur immer dumm rumliegen muß.
Zwei Schritte weiter auf dem Arbeitstisch, also gut fußläufig zu ereichen, lachte mich die Box mit den Musterbeutelklammern an,
womit ich schon das
Killervirus zum Leben erweckt hatte.
Schnell waren aus drei handverlesenen Stücken erste Prototypen angefertigt ...
... die mir aber überhaupt nicht zusagten.
Der ganze Bau sollte zwar als Pausenfüller Quick and Dirty sein, aber die recht rustikale Optik konnte meinen hohen Qualitätsansprüchen dann doch nicht genügen !
Also mal in meinen Grabbelskisten und Opferbausätzen gesucht und fündig geworden bei einem uralten RMS Titanicbausatz im Maßstab 1 zu ziemlich klein von Revell
aus dem Jahre 1984. Sollen vermutlich Lastenkrane darstellen und dürfen sich sich über ein neues Dasein als Landegestell freuen.
So ein Landegestell braucht natürlich auch Füße, einerseits um die Last auf eine größere Fläche zu verteilen, andererseits um eine vorzeitige Abnutzung des Gestells zu verhindern.
Diese spendete ein LKW Bausatz aus dem Jahr 1986, ebenfalls von Revell, in Form von Scheinwerfergläsern.
Um einigermaßen genau zu arbeiten, wurde zur Positionermittlung der nötigen 1,5 mm Bohrungen wieder mit Hilfsmitteln wie Fadenkreuz, Kreisschablone und Zirkel,
die entsprechenden Punkte angerissen, angestochen, gebohrt und der Sitz und die Optik überprüft.
Da es gefiel, konnte anschließend verklebt werden. Sieht doch doch schon ganz anders aus wie diese blöden Messingdinger.
Nach einer weiteren Pause, in der der Klebestellen ordendlich abkühlen konnten und auch der Kaffee kalt wurde, ging es daran die Füße zu montieren.
Diese wurden mittels speziell dafür entwickelten Werkzeugen zwischen den Fingerkuppen vorsichtig entgratet und auf eine Uhrmachergummiunterlage rutschsicher in ihre entgültigePosition gelegt. Alle drei gleichzeitig um späteren Schiefstand zu vermeiden !
Dann wurde das Landegestell abgehoben und nur ein Fuß satt mit nem dicken Tropfen Sekundenkleber benetzt, gerade so viel, das es beim aufstellen des Gestells nicht überläuft, aber trotzdem ausreicht um einen schönen smoothen Übergang von Fuß zu Gestell zu formen.
Siehe dazu auf folgender Collage das letze Foto. Das aufstellen des Gestells auf alle drei Füße gleichzeitig sollte vorher trocken - ohne Kleber - mehrfach geübt werden, um so ein Gefühl für die korrekte Position zu bekommen.
Ansonsten kann das eine ziemliche Sauerei geben.
Die Füße werden mit mindestens vier Stunden Trockenzeit einzeln verklebt, damit der Kleber einschrumpfen kann und sich nicht unerwünschte Schrumpeln bilden !
Am besten macht man das an einem geschützten Ort, wo man während der Trocknung nicht aus Versehen anstoßen kann oder nutzt ein kleines Brett, was man äußerst vorsichtig an einen solchen Ort stellen kann.
Traditionell hat so ein Fluggerät natürlich auch Fenster, sonst würden die Insassen ja laufend irgendwo gegenfliegen.
Dazu wurde der Korpus provisorisch zum anzeichnen fixiert um ein kippeln und verrutschen zu verhindern und die Mittelpunkte der Einbuchtungen der Kabine zu markieren.
Danach wurde wiederum mit Hilfsmitteln die seitliche Mittellinie ermittelt, angezeichnet, angestochen und gebohrt.
Dann hatte ich die Idee für Fensterrahmen um dem ganzen ein bißchen Kontur zu verleihen.
Dazu nutzte ich einige Messingballends - im Prinzip ein Doppel-T Träger in Rund - wovon ich eine Seite abfeilte.
Ihr wisst nicht was Ballends sind, da Ihr keine Musiker seit ?
Ich hab da mal was vorbereitet :
Mit Ballends werden bei "richtigen" Gitarren
- also elektrisch und mit Stahlsaiten bespannt - die Saiten an der Bridge einer Gitarre eingehangen bzw durchgefädelt ...
Sieht direkt schon ganz anders aus, hier mal im direkten Vergleich provisorisch nur mal lose in die Bohrungen gesteckt :
Allerdings habe ich den Eindruck, das durch die Fensterrahmen der Maßstab optisch verkleinert wird. Ohne die Rahmen wirkt das Modell meiner Meinung nach größer.
Was meint ihr dazu ? Die Rahmen werden eh erst nach erfolgter Lackierung angebracht, ihr könnt also Mitspracherecht ausüben, falls gewünscht ...
Ein klassisches Adamskischiff hat auf der Unterseite standardmäßig drei große hemispährische Bubbels.
Kugelförmige Grebbels hatte ich jetzt nur Zwei Kunstoffperlen vorätig, ich nehme an, jeder der schon mal freihand Kugeln durchtrennt hat weiß,
das man hinterher meist immer nur von jeder Kugel eine brauchbare Hälfte bekommt. Die andere Hälfte ist meist Ausschuß !
Ich fand aber einige kleine Röhrchen mit halbkugelförmigen Boden :
Um von diesen die Hemisphäre so abzutrennen, das ich drei gleichmaßige Halfbubbels erhalte, mußte ich mir ein JIG anfertigen.
Das ging natürlich nicht freihand wie fast alles bisher gezeigte, also rüber in die Werkstatt und das dicke Gerät ausgepackt.
Als erstes in der Holzrestekiste ein passendes Stück Zedrele rausgesucht, angezeichnet und zwei verschiedene Bohrungen und ein Sackloch geschaffen.
Natürlich hatte ich das Röhrchen vorher mittels Meßschieber vermessen und eine Skizze mit Berechnungen dazu angefertigt,
auch wenn die Skizze im folgenden Bild eher aussieht wie ne Urform für Feldhamsterkondome
, zeigt sie doch nur das skizzierte Röhrchen ...
In die obere 5mm Bohrung wurde ein 6 mm Gewinde geschnitten, in die 8 mm - die leicht aufgerieben wurde - Platz für das Röhrchen geschaffen.
Das Sackloch dient dazu das Röhrchen entsprechend in beide Richtungen auf das benötigte Maß mittels Schraube fixieren zu können.
Das nötige errechnete Maß läßt sich so einfach mit einem festgestellten Meßschieber einstellen.
Will man das JIG öfter als nur einige wenige male benutzen, empfehle ich, das Holzgewinde länger auszuführen und mittels Sekundenkleber zu stabilisieren !
Dann kann die Hemisphäre einfach abgetrennt werden und man erhält drei gleich große Bauteile.
Um diese Bauteile von innen zu entgraten, sucht man sich eine Linsenkopfschraube, deren Kopf ziemlich genau in die Halbkugel passt.
Danach bohrt man in das JIG im passenden Abstand zum Rand vor und dreht die Linse soweit ein,
dass das Bauteil plan und wackelfrei aufliegt, um es von der Außenseite entgraten zu können.
Traditionell sind dazu immer mindestens zwei Bohrungen nötig ...
Anschließend werden die Bauteile auf einem Blatt 400er Schmiergelpapier (o.Abb.) mit leichten Kreisbewegungen auf der Unterseite geplant.
Diese Bubbels ließen sich noch gerade eben ohne weitere Hilfsmittel zwischen drei Fingerkuppen halten.
Um die Bauteile sicher an die benötigte Stelle bringen zu können, ohne sich diese mit dem Sekundenkleber auf immer und ewig an die Finger zu kleben,
formte ich mir aus Bienenwachs hilfsweise drei Griffe dafür an.
Bienenwachs wird nach kurzem kneten weich und klebrig und läßt sich sehr gut als Halter für halbrund Bauteile wie diese nutzen,
die sich mit einer Pinzette schlecht halten lassen ohne ständig abzurutschen.
Schon nach kurzer Trockenzeit des Klebers lassen sich die Wachshilfsgriffe einfach wieder abnehmen.
Eventuelle minimale Wachsrückstände nutzt man praktischerweise zum polieren der Bubbels ...
Abschließend wird mit einem Tropfen Sekundenkleber, der an der Spitze eines Zahnstochers hängt, einmal um die Bubbels gefahren, um auch hier einen schön smoothen Übergang zu schaffen.
Was braucht ein vernüftiges Ufo um sich ordendlich zu verteidigen und z.B. parasitäre Erdlinge auszulöschen ?
Natürlich ne ordentliche Strahlenkanone !
Deswegen entnahm ich aus dem Titanic-Kit einen weiteren Kran - allerdings in einer filigraneren Bauweise - und schnitt mir dazu ein noch filigraneres Bauteil heraus.
In meiner Feuerzeugtuningkiste fand ich passende Gummidichtungen sowie eine Filzscheibe, alle mit leicht differendiereren Durchmessern und schuf daraus den mächtigen Ballermann.
So sieht der Gerät fast fertig aus ...
... und konnte anschließend montiert werden.
Um die gewünschte Neigung einzustellen nutzte ich als Hilfsmittel ein 0,09 mm dickes Stück einer Gitarrenseite :
Nachdem der Kleber getrocknet war, kürzte ich den Pinöppel, der mir als bisher als Griff und Peilhilfe gedient hatte und versäuberte die Schnittselle mittels Pinzette und Schlüsselfeile.
▼ Teil 2 direkt im Anschluß ▼