Gestern abend ging es also los. Erst einmal häufte sich ein gewaltiger Plastiktüten-Berg an, denn alle(!) Spritzlinge des Bausatzes sind einzeln eingeschweisst! Im Grunde ist der Karton viel zu groß (Revell-style), ohne den ganzen Verpackungsmüll würde die Hälfte der Kiste ausreichen...
Einen Blick auf die Spritzlinge recycle ich von extern, siehe z. B. hier:
https://www.1999.co.jp/eng/10486903
Nun aber an die Praxis: Erste Arbeitsschritte kreisen um Pilot und Cockpit, und ich habe angefangen das Fahrwerk vorzubereiten und Flügelteile zusammenzukleben.
Bilder davon gibt es noch nicht, aber schon einmal einige erste Eindrücke zum Bausatz als solchen:
Das Ganze ist ein Snap-Fit-Bausatz, der dank passender Grundfarben der Teile im Grunde in einer halben Stunde zusammengesteckt werden kann, ganz ohne Klebstoff und mit ziemlich gutem Ergebnis. Dazu gibt es Aufkleber (Wassergleit-Decals, keine Sticker) für leider nur eine einzige VF-4A der Skull Squadron - diese Maschine taucht wohl kurz am Ende eines Musikvideos aus Macross Flashback 2012 auf, und im VF-4-Quellenbuch zur VF-4 von Softbank Publishing gibt es auch einen Artikel dazu (den ich aber nicht entziffern kann...
).
Leider ist auf dem Bausatz auch nirgends vermerkt, dass es eben eine VF-4A ist. Wer z. B. eine originalgetreue, spätere VF-4G bauen will, hat Pech - denn diese unterscheidet sich in vielen strukturellen Details von der frühen A, welche merklich schlanker ist. Anhand der Cockpitteile
könnte ich mir ferner vorstellen, dass später noch ein VF-4B-Zweisitzer nachgeschoben wird. Nicht, dass darauf jemand wartet, aber der Bug und die Cockpit-Bodebplatte sehen danach aus.
Der Bausatz hat seine Stärken und leider auch Schwächen. Wie bereits erwähnt ist es ein Snap-Fit-Kit, und dem entsprechend sind Materialstärken und Locator Pins recht üppig dimensioniert. Sehr positiv: Die Passgenauigkeit aller Teile bislang ist
enorm, ich habe selten so einen gut passenden Bausatz auf dem Tisch gehabt, der letzte war die neue 1:72 Hawker Hurricane mit Stoffflügeln von Airfix, und die WAVE VF-4 schlägt diesen bisher
noch einmal!
Ferner ist der Bausatz sehr simpel aufgebaut - kein Vergleich z. B. zu Hasegawas leicht über-ambitionierten VF-1-Walküren - und auch die Detaillierung ist recht simpel. Oberflächengravuren sind aber vorhanden, schön klar und gleichmäßig, und weder tiefe Gräben noch so feine/flache Sachen, dass sie sofort unter Farbe verschwinden würden. Stöße passen so gut, dass man sie später nicht von Gravuren unterscheiden kann - toll!
Die Gussformen sind z. T. dreidimensional, so dass man beispielsweise einteilige, aber teilweise hohle Einzelteile wie die Kanonen oder Steuerdüsen erhält. Auch dies spart Einzelteile sowie deren mühseliges Verkleben und Säubern.
Schaut man sich den Bausatz näher an, bekommt man ein simples Cockpit mit einem sehr schönen Macross-Piloten (der auch tatsächlich 1:72 hergibt und kein schmächtiger Pygmäe im Raumanzug ist!) sowie einen guten Sitz mit Lehnen. Vorne gibt es dann noch ein Armaturtenbrett mit Decal für Instrumente und einen Kasten hinter dem Sitz - das war es dann auch schon. Es fehlt jedoch ein anständiger Boden und die Seitenwände sind komplett blank und hohl. Ferner sind die Steuerknüppel (zwei Side Sticks) an die Hände des Piloten gegossen - das ist alles im Prinzip korrekt wiedergegeben, aber wer ein leeres Cockpit mit offenem Cockpit bauen will, muss viel improvisieren. Ich werde hier stark OOB bleiben und bestenfalls mit Farbe etwas pimpen - ich bin jedenfalls kein Freund der sinnlosen Über-Detaillierung. Mal sehen, wie alles zusammengeht und was man nachher tatsächlich erkennen kann?
Leider gibt es als Bewaffnungsoption nur ein Dutzend schwerer AAMs, die die VF-4 halb versenkt am Rumpf und den Triebwerksgondeln trägt. Und leider ist dies im Bausatz genau so und halbherzig angelegt: als halbe Flugkörper, die dann in Schlitze auf der Rumpfhülle gesteckt werden - "echte" Versenkungen und 100% dreidimensionale Tiefe der zäpfchenförmigen AAMs wären m.E. um Längen besser gewesen. Wer will, kann die VF-4 aber noch mit dem Hasegawa-Waffenset für die VF-1 in 1:72 aufpeppen - oder muss eben wieder scratchen.
Das Fahrwerk ist recht simpel, aber ausreichend detailliert. Leider sind die strukturierten Fahrwerksschächte sehr flach - hier wäre mehr Tiefe realistischer gewesen. Als Gimmick kann man aber - dank Steckbausatz - zwischen ein- und ausgefahrener Position wechseln, denn es gibt optionale Teile, die Schächte zu verschließen. Weitere Optionsteile erlauben es die Luftansaugschächte für den Orbitaleinsatz zu verschließen bzw. Steuerdüsen in aus-/eingefahrener Position darzustellen. Immerhin.
Alles in allem soweit ganz nett und solide, aber geflasht bin ich nicht. Alles in allem bin ich zwar froh, einen Bausatz ergattert zu haben - zumal ich dank Early-Bird-Angebot bei HLJ.com "nur" rund EUR 40,- bezahlen musste. Auf dem freien Markt werden für den WAVE-Bausatz aktuell EUR 50-70,- aufgerufen, was m.E.
deutlich zu viel ist für das, was man bekommt.